„Regionale Musik für alle“ – Ein unvergesslicher Ausflug mit musikalischem Schwerpunkt

Später Vormittag an einem sonnigen Mittwoch. Ein großer Reisebus biegt in den Innenhof der Volksmusikakademie in Bayern. Gespannt klatschen die Hände gegen die Scheiben und die Schüler der beiden 3. Klassen einer Grundschule aus der Oberpfalz blicken auf das riesige Gebäude.

Ich schnappe meine Gitarre, denn begrüßt wird die Gruppe natürlich mit einem Lied. Aber zuerst schüttle ich den Lehrkräften die Hände, wir kennen uns nämlich schon. Die Schule ist bereits zum vierten Mal zu Besuch in Freyung und gibt jedes Schuljahr den Kindern der 3. Klassen die Möglichkeit, in die Welt der Lieder, Tänze und Instrumente einzutauchen. Ein Aufenthalt im Rahmen des Projekts „Regionale Musik für alle“ macht genau das möglich.

Nach einer kleinen Stärkung geht’s auch schon los. Am ersten Tag steht Bewegung auf dem Programm und das macht nicht nur riesig Spaß, sondern fördert ganz nebenbei auch noch das Rhythmusgefühl und die Feinmotorik. Stampfen und klatschen, drehen und patschen – Schritt für Schritt werden altersgerechte Tänze einstudiert, bei denen jeder mitmachen kann. Die erfahrenen Referenten nehmen sich genügend Zeit, sodass die Abläufe auch für diejenigen, die noch nie getanzt haben, kein Problem sind.

Getanzt, gesungen und gesprungen – So wird Musik gelebt und erlebt

Hände ausschütteln, kurzes Dehnen und Strecken und schon geht’s weiter. Die gesamte Bandbreite der Musik soll praktiziert werden, so steht nun das Singen auf dem Stundenplan. Da wird garantiert das richtige Stück angestimmt und die Kinder steigen sofort mit ein. Die meist lustigen Liedchen werden auswendig einstudiert – vom Text zum Rhythmus zur Melodie. Oftmals kommen Dialektbegriffe vor, die so vielleicht heutzutage nicht mehr gesagt werden, da müssen die Referenten schon mal ein bisschen nachhelfen und aufklären. So lernen die Schüler nebenbei auch etwas über sprachliche Besonderheiten oder alte Bräuche, die gerne in den Liedern besungen werden. Kurz vor dem Abendessen ist das Musikprogramm zu Ende, die Melodien und Reime hallen aber noch den ganzen Abend in den Gängen weiter.

Tag zwei beginnt mit einem reichlichen Frühstücksbuffet im Gewölbesaal der Volksmusikakademie und anschließend wird’s richtig spannend. Die Klassen werden aufgeteilt und entdecken in kleinen Gruppen die Vielfalt der Musikinstrumente. In unterschiedlichen Räumen sind die einzelnen Instrumentengruppen aufgebaut, werden von den Referenten vorgestellt und nachdem herausgefunden wurde, wie denn die einzelnen Töne erzeugt werden, geht’s ans Ausprobieren. Einmal in ein echtes Alphorn pusten, dem riesigen Kontrabass einen brummenden Ton entlocken, sanft über die Saiten der Harfe streichen, oder in das Innenleben einer Harmonika schauen. An diesem Vormittag ist Abwechslung und Spannung garantiert.

Viel zu Erforschen gibt es bei einer Auswahl an über 120 Musikinstrumenten.

Auch ein gehaltvolles Freizeitprogramm darf bei einem Schulausflug nicht fehlen, deshalb steht der Nachmittag zur freien Verfügung und kann für Ausflüge, Wanderungen oder Museumsbesuche genutzt werden. Hier hat die Region um Freyung einiges zu bieten – es wird nicht langweilig.

Der letzte Tag steht ganz im Zeichen der Kreativität. In eigens gedichteten „Gstanzln“ sollen die Kinder ihren Aufenthalt Revue passieren lassen, über die lustigen Hausschuhe der Lehrerin schreiben, oder dem Busfahrer eine Strophe widmen. Einfach gehaltene Vierzeiler mit bekannten Gstanzl-Melodien werden in Kleingruppen von den Kindern gedichtet und können anschließend in einem großen Abschluss-Singen vorgetragen werden. Ein gelungenes Finale einer unvergesslichen Reise im Rahmen des Projektes „Regionale Musik für alle“.

Für mich geht es nach der Mittagspause weiter, denn am Nachmittag kommt eine Seniorengruppe aus der Region und da gibt’s auch ein perfekt zugeschnittenes Musikprogramm. Sitztanz, Tischharfe und alte Lieder, deren Texte den Senioren oft besser im Gedächtnis sind, als mir.

Wer das Gebäude der Volksmusikakademie von früher noch kennt, wird staunen, was daraus geworden ist.

Richtig gelesen – das Angebot „Regionale Musik für alle“ gibt’s auch wirklich für alle. Schulklassen aller Jahrgangsstufen und Schultypen, Senioren, Menschen mit Behinderung, Familien, Kindergärten, oder Lehrkräfte und Multiplikatoren aus ganz Bayern sind herzlich willkommen, in die Welt der Volksmusik einzutauchen.

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